Sportlager 2022

Tagesberichte des 37. Sportlagers 2022 in Bad Ragaz

Tagesbericht vom Samstag, 09.07.2022: Ratz Fatz nach Bad Ragaz

Wie einst ein fantastischer Dabu predigte: «Nomal vo vore, nomal vo Aafang aa, nomol e soo als wärs wie neu!». Lieber Dabu – wir nehmen dies zu Herzen und starten heute ganz nach deinem Motto in die nächste Ausgabe des schweizweit renommiertesten STV Willisau Jugilagers. Runde 37 – das macht uns selbst ein Muhammad Ali nicht so schnell nach! (Übrigens: Die Frage, warum übrigens ein Box-Ring überhaupt quadratisch ist, hat bis heute alle Sherlocks zum Verzweifeln gebracht… Ali jedenfalls schien dies wenig zu beschäftigen, schenkte er seinen Herausfordern doch nur zu gerne schmerzliche Erinnerungen zum Abschied aus dem eckigen Runden… und à propos «das Runde ins Eckige»: schmerzliche Erinnerungen könnten auch den ein oder anderen Lager-Halblingen im Rückblick aufs letztjährige Leitermatch-Debakel präsent sein. Und wen mit Blick auf die Neuauflage am kommenden Donnerstag schon die nächsten Kanterniederlagen-Albträume plagen: keine Angst, auch diese werden zu Ende gehen… denn wie schon Udo Jürgens wusste: «Und immer immer wieder geht die Sonne auf!»

So, sorry, etwas abgeschweift… Geschätzte Jugilagerfamilie, daheim gebliebene Mami’s und Papi’s und Freunde des geflügelten, geputzten und gepflegten Wortes: Mit geputzten Kameralinsen und defekter Tabulatoren-Taste meldet sich die hellköpfige Lagerredaktion um Nora «Blitzlicht-Knipserin» Meyer und Ramon «Tastatur-Klimperer» Marti nach exakt 365 minus 7 Tagen im wahrsten Sinne des Wortes wieder zu Wort! Dem neu eingerichteten und dennoch maximal spärlich funktionierenden WLAN zum Trotz – ja, schon beinahe dachten wir, die Ostschweiz sei modern geworden… vermutlich haben sie das Wireless-Kabel nicht richtig verlegt – sind wir vollster Tatendrang, bei euch Daheimgebliebenen mit rassigen Zeilen und frisch-fröhlichen Fotos für erhöhten Energieverschleiss eurer Geräte zu sorgen und damit den angekündigten winterlichen Strommangel zusätzlich anzukurbeln ;-)!

Nach drei Jahren Appenzöller Halskrankheit geht’s heuer wieder einmal zu den sanktgallerischen Bad Ragazzis, die ihren Kantonsnachbarn in Sachen «Sprooch-Gschmagg» in nichts nachstehen und deren bündnerdeutsch-geprägter hochalemannischer Dialekt das schweizerische Viel-Sprachen-Herz in höchsten Frequenzen schlagen lässt. Gemäss der internationalen Plattform für Möchtegern-Wissenschaftler (Wikipedia) dient als absolutes Paradebeispiel ihres Zunge-schnalze-Wortgesangs der beliebte Begriff «Ghughigghäschtli», den sie mit ihrem charakteristischen, manchmal butterweichen, manchmal gar nicht hörbaren «ch» zu was ganz Besonderem «mahend».

So, genug der semantischen und stilistischen Exkurse, hier die nackten und wichtigsten Lagerzahlen für alle Faktenfreunde und Ziffernfanatiker im Überblick:

- 100 Sportsnasen, davon 69 Mädels und 35 Jungs sind mit von der Partie!
- (…Mathematik ist bekanntlich Glücksache…)
- 27 Polysportler:innen – 22 Mädels, 7 Jungs
- 17 Ambitionierte auf Spuren Andi Schmids
- 8:1 (!) - Das Resultat des letztjährigen Leitermatches!
- 23 Ringschwingende, Flikflakierende und Höi-Börzelerinne im Geräteturnen
- 7 National-Beni-Turnheer
- 24 Nagelschühler:innen und Leichte Athleten, davon 21 Girls und 3 Boys
- 18:3 (!) - Das Torverhältnis der Leitermatches der letzten zwei Jahre
- 6 Korbballerinnen
- Keine Gymnasiastinnen – der IQ ist gegenüber dem letzten Jahr deshalb auch um einige Prozentpunkte gesunken!
- 32 FVT-Leiterteam-Gladiator:innen (inklusive Küchenteam und Redaktion)

Angeführt werden die Gladiatoren vom kongenialen Hauptleitungsduo Nadine Heller und Jan Peter – letzterer wird bekanntlich und zur Freude vieler Handbälleler nächste Saison wieder für das Herren-Fanionteam unseres Vereins auflaufen und von seinem Ausland-Abenteuer (in Aarau) sogar internationale Erfahrung mit in die Hinterländer-Hallenbadstube mitbringen wird!

Die restlichen Zweibeiner bilden unsere 100 zumindest zu Beginn der Woche noch energiegeladenen, fast schon übermotivierten Kids. Nach dem kollektiven Winke-Winke und den letzten Abschiedsküsschen mit den wässrig-äugigen Mami’s und Papi’s und Grosis und Cousins auf dem Kanti-Parkplatz, rollten die beiden geschmeidigen Cars davon… nächster Halt: Bad Ragaz, Feuerwehr-Mehrzweckgebäude! (Dass die Kids bei Ankunft «on fire» sind, lässt sich somit einfach erklären… Sollten unsere abends nimmermüden, morgens halbtoten Siebenschläfer also bei Tagwach nicht aus den Federn zu locken sein… sagen wir mal, die Wasserschläuche wären bereit…)

Nach Beziehen von Schlag und Matratze – währenddessen übrigens bereits die ersten Musikböxli auf Maximallautstärken in den verschiedensten Tonhöhen und Musik-Genres bömmereten – ging es zum traditionellen Spaghetti-mit-Bolognese-vom-Sternen-Abendschmaus. Dabei bewies die mit Michelin-Sternen ausgezeichnete «Chuchi-Crew», angeführt vom neuen Chef de Cuisine Raphael «Cookuk» Bölsterli, bereits ein erstes Mal ihre Fähigkeiten im Umgang mit schwingenden Besen und bratenden Pfannen, um die zahlreichen hungrigen Gaumen zu verköstigen.

Fast pünktlich ging es zum Tagesabschluss noch auf den obligaten Marsch durch den Bad Ragazzer Dorfkern, sodass dann morgen alle ihre Turnhallen, Sandkästen und Sprint-Bahnen finden sollten. Das Laufen im Takt sollte allerdings dringendst noch auf den Lehrplan des kommenden Schuljahres gesetzt werden.

Für heute bleibt unsererseits nur noch der abendliche Gute-Nacht-Gruss ins Luzerner Hinterland zu senden – Arriwidertschi, wir lesen uns morgen;-)!

IMPRESSIONEN

 

Tagesbericht vom Sonntag, 10.7.2022: Teilweise Null Orientierung, dafür grosser Einsatz beim Super-10-Kampf

Ein Zischen. Ein Schliefen. Ein Krächzen. Noch ein Schliefen. Ein Jammern. Ein Gähnen. Und wieder ein Schliefen. Der morgendliche Geräusche-Mix ist das vertraute Schlarpen und Gähnen einiger noch halb-schlafender Lagerkids, wenn sie aus ihren Schlafsäcken in die Essstube zum Frühstücksbrot hinübertrotten. Welch ein Ohren-Schmaus – da kann KUNZ mit seiner Marie oder Julian Sommer mit seiner Layla wahrlich einpacken! Und die kleinen Äuglein, die unverkennbar an unsere chinesischen Verwandten erinnern, nehmen am Morgen nach der ersten Lagernacht nur Waagerechtes auf Augenhöhe wahr.

Doch die leckere knusprig-goldbraune «Züpfe» vom Café Amrein Willisau sowie Agrovision-Burgrain-Yoghurt in allen Geschmacksrichtungen, was immer das Beeren-Herz begehrt, schaffen Abhilfe: Langsam scheinen sich die Akkus wieder aufzuladen und von ihrem Stromsparmodus zu befreien. Und die getankte Energie können sie gut gebrauchen: Heute steht der erste von drei Sportmorgen in ihren gewählten Disziplinen an.

Unsere Leichten Athleten geben bei den 100-Meter-Sprints eine erste Kost ihrer schnellen Beine und erzielen bereits persönliche Jahresbestwerte – und dies ganz ohne illegale Aufputschmittel, wie dies andere Sprintergrössen unseres Landes benötigen. Die Handballer beweisen mit ihren donnergrollenden Granateschüssen, dass sie nicht nur die mallorcinischen Sommerhits beherrschen, sondern eben auch den Baller-Mann. Der ambitionierte feminine Korbballnachwuchs macht den fliegenden Jordan und beweisen, dass sie die guten Schweizerischen Knigge-Gepflogenheiten des stets freundlichen «Dunkens» mehr als beherrschen, auch wenn sie sich im scheinbar überkomplizierten Terminator-Modus gegenseitig ausschalten. Den Arnold Schwarzenegger markieren auch die sieben mit Testosteron vollgepumpten Nationalturner, die mit der bewährten Steinhebe-Methode fleissig an ihren Bizeps und Trizeps arbeiten. Und während die beweglichen Meitschis im Geräteturnen an den Geräten turnen, lassen die Polysportiven Keulen und brennende Bälle fliegen.

Mit f(r)isch gefülltem Fisch- und Gemüseknusperli-Bauch geht’s zur ultimativen Kurzzeit-Gedächtnisprüfung: OL steht auf dem Programm! Und OL steht eben nicht nur für den französischen Ex-Klub unseres fussballerischen Zauberwürfels, sondern in dessen ursprünglichen Bedeutung eben für den Orientierungslauf. Genauso wie Xherdan «Bänkliwärmer» Shaqiri bei Olympique Lyon auf der Suche nach Skorerpunkten und Einsatzminuten war, sind es die Lagerkids heute bei der digitalen Foto-Schnitzeljagd. Das Hirn-GPS scheint aber trotz dem Spaziergang gestern Abend durch die Bad Ragazzer Gassen nicht bei allen Gruppen gleichermassen präzise konfiguriert worden zu sein. Seit der Erfindung von Navigationssystemen und Google Maps scheinen die geographischen Hirnzellen nicht mehr ganz so oft trainiert zu werden. Statt eines Navis jedoch wurden die 10 Gruppen mit einem Zundhölzli-Schachteli auf die Tour-de-Heidiland geschickt. Dieses galt es als Start-Accessoire fürs Tauschhandelgeschäft anzusehen – welches sich bei einigen Geschäftstüchtigen als durchaus lukrativ herausstellte. Wie in einer vorgezogenen Halloween-Nacht konnten aus den Holzstäbli so Einiges an Süsses und Saures ertauscht werden, bei einigen reichte es sogar für eine südländische Kokosnuss. Wobei unklar bleibt, zu welchem Anteil man auch auf dem Schwarzmarkt aktiv war, wenn man etwa die Errungenschaft einer Baustellen-Pilone an einem arbeitsfreien Sonntag bedenkt… Zu erwähnen bleibt vielleicht noch unsere getroffenen Sicherheitsmassnahmen mit Blick auf Entzündbares in Kinderhänden: Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Zündung beurteilte das OK ähnlich einem älteren Toyota-Modell als maximal –2%, und im Falle aller Fälle, hätte Mani Matters Zündhölzli-Prophezeiung tatsächlich Realität werden sollen, wäre die Feuerwehr direkt neben dem Lagerhaus ja auf Alarmbereitschaft gewesen!

Ausgezeichnete medizinische Arbeit in Sachen Kohldampf-Bekämpfung und Anti-Hunger-Mittel-Produktion lieferte einmal mehr unser Küchen-Klinik-Personal unter Anleitung von Prof. Dr. med. koch. schwingbes. pfann. Cookuk Bölsterli, die ein seinesgleichen suchendes Burger-Bankett herbeizauberten, ohne Frage gekrönt von Spiegelei und liebevoll seziertem Pulled Pork. Der Tag gipfelt im abendlichen ultimativen Super-10-Kampf, wo sich die Kids in 10 höchstleistungsfordernden, bald-olympischen Disziplinen gegenübertreten. Die einen schleudern die Hulahoppreifen mit der Kadenz einer Nähmaschine um ihre Hüften, die anderen leisteten den zuletzt gestrichenen SWISS-Weitstreckenflügen mit selbst-gefalteten Papierflugis Abhilfe – wobei leider auch eine gravierende Abstürze nach einer Flugweite von -0.5 Metern verzeichnet werden mussten. Auch das Präsentieren der bis anhin fleissig antrainierten Oberarm-Muskelmassen durfte genauso wenig fehlen wie jenes der bei John Travoltas Pulp Fiction abgeschauten 1A-Sahne-Dancemoves. Dem Tagessieger schlussendlich gebührte tosender Applaus und eine Haribo-Überraschungsbox. Doch auch der tadellose Einsatz der zweiten bis zehnten Sieger sollten nicht unbelohnt werden. Mit ihren Karamell-Chöpfli und Schoggicreme im Kafitassli sicherte sich die Futterbande nicht nur weitere Michelin-Stern-Zacken, sondern auch weitere Sympathiepunkte bei den wichtigsten 100 Kritikern dieses Lagers.

Damit lässt sich bestimmt gut einpfuusen… und von Seiten Redaktion bleibt einzig der Wunsch nach etwas dezenteren Nachtatmungsgeräuschen in den männlichen Leiterschlägen übrig. In diesem Sinne – schnarcheln Sie’s leise, wir lesen uns morgen!

IMPRESSIONEN

 

Tagesbericht vom Montag, 11.7.2022: Links, Zwo, Drei, Vio

Gestern noch von feinem Sonntagszopf verwöhnt, kehrt heute wieder die gute alte schokoladenpulverisierte Brotscheibe zurück aufs Zmorge-Menü. Ohne weiteres als Highlight des Montagsbrunch darf indes Lukis Müesli betitelt werden. Hierzu vielleicht ein kurzer Hintergrundexkurs: Apfelschnitzer- und Salatwasch-Profi Lukas Bossart hat an einer Lagervorbereitungssitzung das sonst schon nicht gerade als leise zu betitelndes Maul etwas zu gross aufgerissen, als er geprahlt hat mit seinen angeblichen unvergleichlichen Birchermüsli-Fähigkeiten. Die mehr oder weniger freiwillige Verpflichtung zur Illustrierung dieser Müsli-Künste löste der Blumenkohl-Ohren-Mann heute morgen eindrücklich ein.

Kohlenhydratisiert von den ein-geyoghurten Cerealien und Apfelschnitzchen läuft dann auch die leiterliche Sandwich-Massenproduktion auf Hochgeschwindigkeits- und -Effizienzstufe. Diese bilden nämlich das begehrteste Stück des Lunch-Pakets, das die rund 130 Kids- und Leiternasen für den heutigen Tagesausflug befüllen. Komplettiert von Minipics, Schokoriegel und Gesundem Grünem, ist selbst das Lunch-Säckli ausgewogen wie Slackline-Artisten auf Wolkenhöhe.

Pünktlich um 09:13 heisst es dann Abmarsch in Richtung Bad Ragazzer Eisenbahnhof. Nach viertelstündiger Zugfahrt nach Walenstadt – die von einigen Nimmersatten bereits als perfekte Gelegenheit zur blitzartigen Verschlingung ihres Schinken-Salami-Brotes interpretiert wird – kann anschliessend der Schrittzähler gestartet werden. Im ersten Akt der Naturschauspiel-Wanderung wird in knackigen 40 Zeigerumdrehungen im 4/4tel-Takt gefüsselt, umringt vom Oscar-filmreifen Walensee-Bühnenbild. Angekommen beim Hotel Schifffahrt, ist der Name Programm: Im Churfirsten-Dampfer überqueren wir einmal die kristallklare grünblaue Badewanne – der Sankt Gallener Stolz schlechthin. Im Schweizer Jargon würden wir hier aber eher von einem etwas grösseren Rettungsbootli als einem Dampfer sprechen: Der aufgrund der 130 berucksackten Hinterland-Touristen plötzlich um 10 Zentimeter gesunkene Kapitänskabine sowie der Wasserspiegelanstieg an den steinigen Seeufern sind die Folge des dargebotenen Bildes eines überfüllten Wassergefährts, welches die Analogie einer menschlichen Arche Noah in die Hirnzellen projiziert. Die Freude der bereits an Bord sitzenden Senioren-Belegschaft über das Ende der Stille und den nun nur noch spärlich vorhandenen Platz lässt sich ohne Weiteres aus den Gesichtern der AHV-Beziehenden ablesen, welche durch die nun noch zusätzlich entstandenen Falten einem Wellenkarton verblüffend ähnlich sehen.

Ein kurzes Spaziergängli entlang des anderen Seeufers später ist die Jugilager-Einheit am Mittags-Rastplatz angekommen. Das Rasten scheint der dort ansässige Bauer etwas zu wörtlich zu nehmen, gilt seine Besorgnis beim Anblick des eintrudelnden Jugilager-Exodus doch vor allem der Sauberkeit des öffentlichen Klosetts. Wie auch immer, die Brätelstelle mit direktem Zugang zum kühlen Nass ist nicht nur aufgrund des heissen Wetters zum dahinschmelzen: Die Wohlfühl-Oase sollte ohne Widerrede direkt ins Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder aufgenommen werden.

Die beiden Küchen-Genies Basil (ist) Heller und Lukas the Boss-Art sorgen auf dem ebenfalls mitgeschleppten Gasgrill für gespreizte Cervelat-Beine, die den einwandfrei vorgeführten Spagats bei der Talente-Challenge gestern Abend in nichts nachstehen. Die zwei Grilluelis verstehen ihr Fach wie dozierende Uni-Professoren und wissen die knurrenden Magengeräusche gehörschonend zu dämpfen. An bester Picknicklage mit Seeblick und verwöhnt vom Panorama- sowie Cervelat- und Schwiinigs-Anblick – was will man da mehr ;-)?

Nachdem Zehennägel und Schienbeinhaare gebadet sind, geht’s erst mal ans Nachladen der hawaiianischen Sonnencreme-Flüssigmunition, um auf der Rückreise gegen die sonneninduzierten UVA-Angriffswellen gewappnet zu sein. Die freien Sekunden auf Schiff und Zug wurden noch effizient genutzt, um einen Jass zu klopfen und 374 «Sissi-My-Babys» zu klatschen. Die wie vom Panzer überfahrenen platten Kindergesichter werden dann von den Kohldampf-Bekämpfern mit lagerhausgemachten Spätzli und Gemüsesticks in jeglichsten Farben und Formen erfolgreich wiederbelebt. Und die fleissigen Tagesdienstler und Abtrochtüchlern müssen im Chuchidienst heute sogar einen zusätzlichen Teller saubermachen: Passend zum heutigen «Valensee»-Marsch und wie Göthe’s Faust aufs Auge haben wir heute hohen militärischen Besuch von Feldweibel Valentin Wädli-Väli Renggli anzukünden. Der Mann im grün-gemusterten One-Suit und mit Waden vom Umfang eines 123-jährigen Lindenbaumes hat im letzten Lager bei der Verköstigung der Lagerinsassen mitgeholfen und wollte heute kurz mal überprüfen, ob die Küchenmagistrate auch ohne sein Zutun auskommen.

Der Spieleabend mit Leitermatch-Generalprobe und Rugby-Kollektiv-Ummähens bei den Grossen, mit Pantomimen-Duell und Mandala-Malen bei den Kleinen, sorgt für die idealen Vorkehrungen, um der Nachtwach-Patrouille nach dem energieraubenden Wandertag einen angenehm gehörschonenden Spätabend zu bescheren.

IMPRESSIONEN

 

Tagesbericht vom Dienstag, 12.7.2022: Von kämpfende Zwergen und hohen Besuchen

Schon bald ist die Hälfte der diesjährigen Jugilagerwoche rum, und ähnlich wie es wohl auch am kommenden Donnerstagabend beim Leitermatch der Fall sein wird, scheint der Energietank vieler Kids bereits vor der Halbzeit aufgebraucht. Da es mit den morgendlichen Ovomaltinen-Broten zwar nicht besser, aber länger geht, ist heute dennoch Trainingsmorgen Numero Due angesagt.

Wetterpatron Petrus sorgt weiterhin fleissig für unterstützende Energiewellen, lädt doch die himmelshohe Glühbirne und ihre sonnige Strahlungskraft buchstäblich zum Schwitzen ein. Das Wetterspektakel von Bad Ragaz hält nämlich weiter an; die rote Thermometer-Linie trotzt der irdischen Gravitationskraft und klettert weiter fleissig die 30er-Zahlen hoch. Für ein zusätzliches hochsommergewitterliches Donnergrollen trotz wolkenlosem Himmeldach sorgt das Geschehen in den Handballhallen, wo die Bälle bei Übertritt der Schallgeschwindigkeit ein regelrechtes «Gebömmere» produzieren. Die mittlerweile bebeulten Handballtore – in der epidemischen Virussprache, die es in den letzten beiden Kalenderjahren leider in den globalen Grundwortschatz geschafft hat, würde man hier wohl von einem Sonderfall der Beulenpest sprechen – mussten inzwischen in den Hallenboden genagelt werden, um den wuchtigen Geschossen standhalten zu können. Ausweisentzug wegen Geschwindigkeitsübertretung droht auch den neuen Kambundjis und Husseins, die mit ihren genagelten Schuhen über die Rundbahn jagen und dabei einen roten Löcherboden à la Emmentaler Käse hinterlassen. Wenn die Magnesiumhändlerinnen über ihren Airbag flikflakieren und an den Ringen graziös durch die Luftschichten fliegen, hat selbst Tarzan das Nachsehen. Den Dschungel holen die Polysportiven beim Pantherball in die Ostschweiz, bevor sie noch kurzerhand in Windeseile das Bad Ragazzer Matterhorn erklimmen. Im Korbball wird fleissig an der Topscorer-Rangierung gearbeitet, und zwischendurch sorgen sie eigenständig für Kompensation des aufgrund mangelnden Nachwuchs-Personals ausgefallenen Gymnastik-Tanzstunde; während die Natifuger sich wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung widmeten: dem Pumpen und Bestaunen ihrer Bizepsfasern.

Die orchestrierte Knurr-Sinfonie vertont den chronischen Kohlenhydratemangel, dem mit Riz Casimir Abhilfe geschaffen wird. Nachdem die 20 currisierten Milchbeisserchen wieder von gelb auf weiss gezahnpasteurisiert sind, geht’s in die Dreifach-Halle zum optimal auf die Körpergrössen abgestimmten Super-Zwergen-Kampf. In 17 Disziplinen sollen die Olympioniken unter sich die Wettkampfskönige auserkrönen. Das Garretten-Rennen darf dabei genauso wenig fehlen wie das Gruppen-Reifen-Tauchen. Die Disziplin des Ausdauer-Ringhängens wurde spezifisch für die Wachstumsbeschleunigung entworfen, und im Sprint-Memory werden die Gedächtniszellen mal kurz aus den Sommerferien zurückgerissen. Die endgültigen Tagessieger werden dann im ultimativen Finalissima-Crosslauf auserkoren.

Die gestern bereits im Einsatz gewesenen Grill-Uelis liefern heute den Nachtrag und beglücken den knurrenden Verdauungstrakt mit herrlich duftenden Bratwürsten und liebevoll geschnitzten Brat-Härdöpfeln. Nach dem gestrigen Besuch von Feldweibel Wädli-Väli Renggli dürfen wir mit Ex-Hauptleiter Raphael Häfliger auch heute ein Wiedersehen mit einem ranghohen Jugilager-Dienstler ankünden.

Über die abendlichen Aktivitäten gibt es heute etwas weniger zu berichten. Die Oberstufengääng darf heute Abend in den Ausgääng und macht die in keinster Weise systematisch verwinkelten Bad Ragazzer Strassen unsicher. Die Kleinen beweisen beim Cupcake-Verzieren einmal mehr ihre künstlerischen Da Vinci Begabungen, wobei vor allem die Schoggi-Streusel hoch im Kurs zu sein scheinen. Bei anschliessender Rückenknacks-Massage und gurkiger Gesichtsmaskenpflege in den Zimmersuiten des fünfsternigen Luxuslagerhauses lauschen die Kids der neusten GLOBI-Episode oder den Bravo-Hits-Neuentdeckungen, bevor sie in den Tiefen ihrer Traumwelten versinken und Unicorns und Pokémons suchen.

IMPRESSIONEN

 

Tagesbericht vom Mittwoch, 13.7.2022: Von badenden Sixpacks und fremden Lagerinsassen

Moin Hinterländer! Der Mitte-Woche-Tag ist unter normalen Umständen traditionellerweise jeweils der Tag für die Wanderschuhe und gerucksackten «Lönsch-Päckli». Da mittlerweile sogar im Innern der Lagerfestung Savannenklima herrscht – von den Outdoor-Steppengebieten in (Dampf-)Bad Ragaz ganz zu schweigen – wurde der Tagesausflug aber bekanntlich bereits vor zwei Schnarchelnächten ad acta gelegt.

Deshalb ist heute Trainingsmorgen zum Dritten angesagt: Mittlerweile haben sogar im Korbball auch die Kleinsten das Arnold-the-Terminator-Spiel begriffen und ohne mit der gestrählten Wimper zu zucken den Einsatz des redaktionellen Gastspielers vorzeitig terminiert. Er sollte sich wohl lieber wieder seinem 25-Zoll-Bildschirm und dem Zehnfingersystem widmen. Die Natifuger geben mit ihrer Frei-Übung ihre – ja, tatsächlich auch vorhandene – Eleganz zum Besten und stehen den geräteturnerischen Bodenhöipörzelerinnen in nullkommanichts nach. Dass Letztere allerdings weit mehr sind als staubfangende Bodenrollen, beweisen sie eindrücklich mit ihren pfeilbogengespannten Sturzhängen und schwindelerregenden Dreifachsalti. Die Polysportler zeigen beim Burgenvölki ihre zimmermännischen und -frauischen (heutzutage ist es ratsam, stets auf Gender-Neutralität:innen zu achten) Fingerfertigkeiten. Die Mujingas und Kariems sind mittlerweile in die eigenständige professionelle Trainingsplanung übergegangen, und die Andys haben inzwischen weitere Löcher ins Handballtornetz gepfeffert.

Nachdem die Teller mit den frühmorgens frisch aus den Schweizer Voralpen gepflückten Älplermagronen leergeschleckt worden sind, geht’s an die Montierung der Spongebob-Badehosen und Streifen-Bikinis. Diese sollen im kühlen Badiwasser auch einmal gründlich durchgewaschen werden – bei den Einen freiwillig rutschend, den Anderen widerwillig fliegend. Für die stets geforderte Unterhaltung ist dank der Wellenrutsche – die ihrem «gschlifrigen» Namen alle Ehre macht, wie auch eine eigentlich zur Aufsicht mahnende Leiterin ebenfalls feststellen musste – bestens gesorgt. Und neben den Beachvolleyfeldern feilen Klein und Kleiner an ihrer Salami-Taktik ihres Leitermatchauftritts von morgen Abend. Und abseits der Kraul- und Delfin-Linien werden die gesonnencremten Sixpacks an der Nachmittagssonne passend zum abendlichen Barbeque bratwurstbraun gegrillt. Den Grilluelis scheint es in Bad Ragaz zu gefallen, übertreffen sie doch ihre Tsch-Tsch-Künste von Tag zu Tag.

Nebst dem konstanten Thermometeranstieg, den immer schmaler werdenden Augenlideröffnungen und den aufgrund des südlichen Klimas von Tag zu Tag kürzeren Trainingshosen wird ein weiterer Trend fortgesetzt: Heute dürfen gleich sechs Hinterland-Touristen angekündigt werden. Nebst der Kjaer-Familie von Lagerküchenroutinierin «Ele» haben auch Fotomodell Gian Wyss und die beiden Willisauer Sprintaushängeschilder Mischi und Chanti Scherrer den Privathelikopter ins Heidiland spediert. Und à propos zusätzliche Lagernasen: Aufs abendliche Gruppenfotoshooting hat es auch die Petra Sturzenegger geschafft – eindrücklich nachzuhören im ohrenschmalz-vibrierenden Meitschichorkonzert auf dem Instagrammkanal des zweitgrössten Schweizer Vereins! Während das Grinsen der Einen einen sonnengebräunten und UVA-geröteten Wellenkarton auf die Wangen projiziert, verrät das genauere Betrachten des Knipsresultats die nicht ganz so fleissigen Zähnebürstenden einwandfrei.

Da die beiden Blinzler und Zwinker vieler Kids bereits von unten zufallen, wird – eher zum Missfallen des Einen oder Anderen – für einmal die Nachtruhe zeitlich vorverschoben. Die Ausnahmeregel hat aber ohne Widerrede seine Berechtigung, bedenkt man die nächtlichen Kafichränzlis und Toilettenwanderungen (die bei weiblichen Kloschüsselbesucherinnen unmöglich weniger als zu Dritt in Angriff genommen werden können) und die tags darauf wandelnden Siebenschläfer. Und da ironischerweise mittlerweile auch die Leistung meines Laptops auf Stromsparmodus gestellt hat, geht’s nun – um der technologischen Analogie weiter Folge zu leisten – ans kollektive Herunterfahren und Akkuladens.

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Tagesbericht vom Donnerstag, 14.7.2022: Der Tag des Showdowns

Wenn frühmorgens versucht wird, die Fussballgötter mit opferdarbringenden Birchermüsliresten wohlwollend zu stimmen, wenn eine leichte Nervosität bei den A-Junioren-Tschütteler quer über den schokopulverisierten Zmorgentisch zu spüren ist und selbst bei einigen Sportchefs der sonst gegen Ende Woche doch eher gemütliche Morgenpuls in leicht erhöhten Frequenzen durch die Arterien donnert, ist der Fall so klar wie das letztjährige 8:1-Schlussresultat: Heute Abend bittet die Trillerpfeife wieder zum Leitermatch-Tanz!

Es ist perfekt überlieferte Jugilager-Tradition, ein David-gegen-Goliath-Duell, weit mehr als ein gewöhnliches Null-Zuschauer-Freundschaftsspiel, weit hochstehender als ein taktisches Ball-hin-und-her-Geschiebe. Wenn heute Abend die Champions-League-Hymne aus den Giessenpark-Lautsprechern den millimeter-präzis gemähten und mit der Fingernagelschere nachgebesserten Rasenboden vibrieren lässt, geht’s um weit mehr als um die Eingravierung in einen silbrigen Henkelpott. Es geht um Ruhm und Ehre, um den Fortbestand einer jahrelang anhaltenden Tradition – oder um es im Jungspundenwortschatz auszudrücken – um zu zeigen, «wo de Bartli de Most holt». Denn eines muss in aller Deutlichkeit hervorgehoben werden, wenn das mit internationalen Stars gespickte FVT-Leiterteam die herausfordernde Teilnehmer-Equipe empfängt: Im Head-to-Head der Direktbegegnungen dieser beiden Weltmannschaften hat es der Aussenseiter noch nicht allzu häufig auf die Siegestafel geschafft, und nicht mehr seit geschlagenen 18 Jahren (!).

Beginnen wir den Tag, wie er meistens beginnt: von vorne. Analog zur abendlichen FVT-Kurzeinsatz-und-Rotier-Taktik und abgeschaut von den Schwingbesenmeisterinnen und Pürierprofis in der Lagerküche wird auch in den Sportfächern heute einmal zünftig geschüttelt und gewechselt. Am heutigen und morgigen Vormittag dürfen die Kids an ihren Fertigkeiten in anderen Sportarten fernab ihrer Kerndisziplin feilen. Unsere 100 Multitalente haben damit natürlich keinerlei Probleme, wodurch denn auch das Leistungsniveau kaum abnimmt. Die ganz grossen Buben wagen ein Kräftemessen bei den Natifugern, während die ganz kleinen Meitschis ihre Nagelschühli schnüren und sich an Hürden- und Hochsprung-Bestmarken herantasten (wobei der Körpergrösse entsprechend die Hochsprunglatte für einmal unterhalb der Mattenkante platziert wird). Die Handbälleler versuchen sich im Handbällelen, die Korbällerer im Korbbällelen, die Magnesium-Streuer erhoffen sich mit getrampolinten Strecksprüngen einige vertikale Wachstumsschübe, und in der Spielehalle werden beim Königsvölki die Krönli-Träger auserkoren. In dieser Lagerwoche doch auch noch einstempeln und Arbeitsstunden verbuchen dürfen die Gymnastikleiterinnen, deren Werbung für ihre Tanzstunde offenbar Früchte getragen hat. Auf dem Giessenpark-Grün werden im Vierviertel- und Sechsachteltakt Dance-Moves und Lagerlied-Choreos zwischen die Ohren gebrettert.

Im Lagerhaus sind Haustiere eigentlich nicht erwünscht. Den Wienerli-Siedern und Brötli-Bachern aus der Küchenabteilung wurde mit ihrem Heissen Hund – ganz nach dem Gusto der Knurrmägeler – dennoch eine Ausnahme gewährt (und morgen wird bestimmt auch der ein oder andere Muskel-Kater durch die Gänge streifen). Beim Chrüsimüsi-Nachmittagsprogramm – dessen Namensgebung aus der erfahrungsgemässen Chaos-Taktik der Kids am Leitermatch entspringt und daher die optimale Matchvorbereitung darstellt – werden vorerst in Sherlock-Manier die Gruppen gesucht, bevor in Windeseile Codes geknackt werden, wo selbst Alan Turings Enigma-Maschine nur noch das Nachsehen und Hinterherwinken bleibt. Im Bad-Taste-Look – gekleidet in den buntesten und lachmuskel-trainierendsten Kombinationen von knalligen Badekleidern, maskulinisierten Tops und BH’s sowie ulkige Tauchartikel – wird spielerisch und knobelnd die 70-feldige Zahlenleiter hinaufgeklettert. Aus Leitersicht natürlich permanent dem Ziel folgend, die einsatzwilligen Teilnehmer-Tschütteler für den abendlichen Leitermatch konditionell und kognitiv müde zu kriegen…

So, mit diesen Worten verabschieden wir uns in den Redaktionsschluss und begeben uns nach dem Kohlenhydrate-Tanken beim ver-penn-ten und genudelten Pastaplausch in die Giesserpark-Katakomben. Da die Fernsehstationen zum generellen Unverständnis ihre Aufmerksamkeit lieber auf die morgige Ankunft des BVB-Cars für ihr Trainingslager beim luxuriösen Bad Ragazzer Grande Hotel richten (dies ist übrigens für einmal kein übertriebenes Wortgewurstel, sondern souveräne journalistische Faktenberichterstattung!), konnten die Übertragungsrechte auch dieses Jahr nicht erlangt werden. Eine möglichst bildhafte Zusammenfassung aller wichtigsten Szenen und Torjubel wird indes im morgigen Leitermatchbericht angestrebt. Somit ein FC-bayerisches Servus an eure Handy-Bildschirme, wir lesen uns bekanntlich morgen!

IMPRESSIONEN

 

Jugilager: Bericht zum Leitermatch

Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Ausnahmen bestätigen die Regel. Wortwendungen wie diese resümieren das gestrige Geschehen auf dem Fussballplatz wohl am besten. Dabei begann das Leitermatchduell wie gewohnt vielversprechend für das Leaderteam. Der von den Bad Ragazzer Mosquitos durchlöcherte Luca Haris Peterovic, der Mann aus der Grundmühle, schoss die Hausherren per sattem Vollspannschuss in Front. Einige Minuten nach dem Pausentee landete aus dem mysteriösen Nichts ein Ball vor den Füssen von Yara Schnyder – wie es der Zufall will im Übrigen die Cousine der beiden Peter-Fussballgötterbrüdern und von Leitermatch-MVP Luca gleichzeitig das Firmgottenmeitli – und den Glückstreffer konnte die sonst so stilsicher agierende FVT-Defensivkette auch nicht mehr verhindern. Unbeeindruckt vom Kinder-Zufallsprodukt drückten die Hausherren wieder aufs Gaspedal, und Peterovic zum Zweiten stellte mit seinem Aussenrist-Sonntagsschuss den verdienten Vorsprung wieder her. Man muss neidlos attestieren, dass die Kids ihre Sache gut machten und phasenweise sogar mit dem FVT-Tempo mithalten konnte. So war dann auch der zweite Gegentreffer durch Noe Bernet aus einer der sehenswerteren Kombinationen entstanden.

In den Schlussminuten drückte das FVT-Team weiter auf die Entscheidung, hatte allerdings das Visier zu wenig präzise eingestellt. Mit Ach und Krach rettete sich die Kids-Equipe ins Penaltyschiessen. Dieses ist bekanntlich Lotterie-Sache, und die Jungspunde scheinen bei der Ziehung der Lottozahlen das etwas glücklichere Händchen gehabt zu haben. Nach zwei versenkten Neunmetern von Livio Schärli und Leon Schacher lautete das Schlussresultat somit 2:2 (2:4 n.P.). Die neutrale FVT-VAR-Abteilung muss allerdings per Videocheck noch final abklären, ob diese Partie tatsächlich für gültig erklärt werden kann, oder ob ein mögliches Vergehen für Spielverzerrung gesorgt hat. Zur Diskussion stehen mögliche Doping-Vergehen, Erwachsenen-Mückenplage, einseitige Windböen, uneinheitlicher Kids-Dresscode, Platzsturm bei Spielschluss und schielende Augen beim Platzieren des Balles am Neunmeterpunkt. Eine Aberkennung ist also durchaus als realistisch einzuschätzen – das Wiederholspiel wird dann im nächsten Jugilager ausgetragen.

Leiterteam – Lagerkids 2:2, 2:4 n.P. (1:0). Rutschnaturrasen Giesserpark, Bad Ragaz. –  Tore: 1:0 Luca Peter, 1:1 Yara Schnyder, 2:1 Luca Peter, 2:2 Noe Bernet, 2:3 (P.) Livio Schärli, 2:4 (P.) Leon Schacher.

 

Tagesbericht vom Freitag, 15.7.2022: Olympioniken, ewige Vizemeister und ein rundum musikalischer Abend

Für die Besetzung der Sportdisziplinen wird nochmals kräftig der Kilbi-Schüttelbecher angelassen. Ein letztes Mal sind die hundert Kinderbeinpaare nämlich heute in den neuerlich gewählten Sportfächern am Tanzen und Sibbeln und Gumpen. Während die Korballerinnen auf dem roten Hartplatz in der hitzigen Savannensonne, ähnlich einem entfiederten Güggeli im Ofen, vor sich hin schmoren, ziehen sich die Natifuger mittlerweile klug in den beschatteten Teil der Giesserparkanlage zurück und üben sich im wörtlichen Sinne im Schattenturnen. Die Handballleiter sind inzwischen derart koordiniert und feuerentfachend bei der Arbeit, dass sie bereits drei Interessentinnen für Schnuppertrainings in der Handballriege gewinnen konnten. (Es ist allerdings zu hoffen, dass sie sich durchaus bewusst sind, dass das Aufstellen in Reih und Glied sortiert nach der Zehennagelgrösse nicht zum ordentlichen Tagesgeschäft der Handballtrainings gehört und daher auch andere Fähigkeiten gefragt sein werden als das Philosophieren über Nagellack und Länge ihrer Zehennägel.) Auch ein letztes Mal im Einsatz waren unsere Hürdengömpeler und Rasentänzeler und Ringschwingeler, während im Polysportler:innen erneut den brennenden Ball entfachten.

Das Fajitas-Gault-Millau-Buffet bezweckt ein Mexikanisches Mäulerstopfen (entschuldigt die etwas prekäre Wortwahl, aber sie beschreibt die engagierten Fingerfertigkeiten der hungrigen Kids aufs Genäuste). Die hundert Bäuche gefüllt mit Guacamole-Salat-Mais-Tomaten-Poulet-Käse-Cocktails werden dann noch zünftig geduscht bei der nachmittägigen Wasserolympiade (zumindest bei den nicht ganz so erfolgreich performenden Olympioniken). Diejenigen, die sich zu wenig abgekühlt fühlen, gönnen sich anschliessend noch eine Ganzkörper-Chlor-Pflege in der Badi Bad Ragaz. Zudem sorgt für ein ausserplanmässiges, aber bei Tschutti-Begeisterten absolut willkommenes Zusatzprogramm der deutsche Bundesligist und ewige Vizemeister Borussia Dortmund. Der BVB hat seine Kaderplanung für die kommende Saison noch nicht vollständig beenden können. Als die Gelbschwarzen vom Jugilager des STV Willisau in Bad Ragaz Wind bekommen haben, haben sie natürlich direkt Lunte gerochen: Mit grossen Hoffnungen haben sie die Carfahrt ins Heidiland auf sich genommen, sich kurzerhand in der Luxus-Unterkunft des Grande Hotel häuslich niedergelassen und während des öffentlichen Trainings heute Nachmittag Ausschau gehalten nach möglichen Kandidaten für die Nachrekrutierung. Nur mit Müh und Not können wir mehrjährige Leihverträge abweisen und die Kids somit vor dem permanenten Gefühl des Zweiten Siegers bewahren.

Für ein letztes Bombenessen sorgten einmal mehr unser absolut geniales siebenköpfiges 5-Sterne-Chochschüben-Team rund um Cook(uk)-Spezialist Rafael Bölsterli. Und nebst der Verdauungstrakt-verwöhnenden Kost konnten auch selten so wenige Essensrestkübel gefüllt werden, was sowohl die strategischen Planungsfähigkeiten des Küsche unterstreicht, als auch die Feststellung, dass den Kids das Essen wohl durchwegs geschmeckt haben muss.

So, und somit nun zum wichtigen Teil des Lagerfreitags: Richtig, der obligate Bunte Abend steht wieder an. Fein und elegant herausgeputzt und gehaarkämmt duellieren sich Mädchen und Jungs in mehreren kreativ-witzigen Spielrunden. Gefordert werden sie etwa beim blinden Schminken des Gegenübers, und ihr ruhiges Händchen ist bei der Kappla-Challenge von Nöten. Eingeläutet jedoch wird der letzte Lagerabend auf musikalische Weise: Kartoffelschnitzkönig «B(r)asil Brighter» und Leertasten-trömmeler mit Sekundäridentität «Ray Martins» geben zu Beginn der Bunten-Abend-Zeremonie ihre Sang- und Klangkünste zum Besten, und auch nach Spielende offerieren die beiden nochmals eine kleine Schallwellen-Hörprobe. Nach dem die Schokomaulecken vom Pancakes-Nachtisch wieder geputzt sind, wird bei der 5-Lieder-Disco noch das Tanzbein geschwungen und die Laylas und Petras in den Bad Ragazzer Nachthimmel geschrien. Beim Lawinentanz jagen erneut die Stimmen des Duos «Raysil» durch die Bose-Lautstärkerboxen – Raysil klingt zwar mehr wie ein feminines Epiliergerät als ein Gesangsduo; allerdings gilt es festzuhalten, dass die Vorbereitungszeit auf den heutigen Premierenauftritt jedoch eher sportlich war (um es mal sportlich auszudrücken) und ein langes Hin- und Her-Hirnen über einen geeigneteren Künstlernamen nicht mehr im Zeitbudget lag. Abwechselnd solistisch sorgen sie mit ihren gecoverten und eigens komponierten Herz-Schmelz-Balladen für leicht erhöhte Blutpump-Frequenzen und geben zum romantischen Paartanz (oder eher Paar-Hin-und-Her-Schwenken) im wahrsten Sinne des Wortes den Takt an.

Details zur wangenerrötenden Tanzstunde werden hier allerdings weggelassen. Während die einen das Open-End-Angebot von «Phippu» Marti ausnutzen wollen, lassen andere sich dann doch gerne auf die Matratze und ins Land der Träume fallen… wer weiss, vielleicht ja noch zurückdenkend an die ein oder andere romantische Tanzminute…

IMPRESSIONEN

 

Tagesbericht vom Samstag, 16.7.2022: Erfolgreiche Landung im Hinterland

Eine Woche Jugilager hat erfahrungsgemäss die Länge eines Kurzstreckenflugs, und so stehen auch am heutigen Abreisesamstag das Aus-Checken aus dem Lagerhotel und ein anschliessender A380-Zurbriggen-Flug zurück ins Luzernerische Hinterland an. Die knusprig-lauwarmen Baguette-Brötli liefern den benötigten Start-Treibstoff nach dem gestrigen Disco-Absturz. Die Kofferreisverschlüsse mit dem letzten Schweisstropfen zugewürgt, können die Gepäckstücke auf die Laderampe gebracht werden, wo sie nur noch auf die beiden Maschinen warten, um an Board getragen zu werden.

Da Hauswart (feel the) Beat zwar die Strenge eines etwas verträumten Unterstufen-Musiklehrers hat, wir aber dennoch einen positiven bleibenden Eindruck hinterlassen wollen, wird das Mehrzweckgebäude mit Lappen, Besen und Mr. Propper noch kurzerhand auf Vordermann gebracht. Der Rückflug vergeht dann wie im Flug, und dank geringem Flugverkehr auf der A2 sowie Rückenwind erreichen wir die Zieldestination sogar einige Minuten früher als geplant. Und die Papiertütchen in beiden Flugschiffen können ebenfalls trocken und ungebraucht wieder verstaut werden.

Mit diesen letzten Wortgewurstel-Zeilen verabschiedet sich das Redaktions-Duo Nora und Ramon in die Sendepause. Wir bedanken uns bei den beiden Flugcaptains Nadine Heller und Jan Peter sowie bei der ganzen Bordcrew für das wertvolle Engagement ab Abflug bis zur heutigen Landung auf dem Willisauer Kanti-Flugplatz - sowie natürlich bei allen eifrigen Berichteleser:innen und Fotokonsument:innen.

Die Flugdaten für die nächste Sommersaison sind ebenfalls bereits bekannt:

Das nächste Jugilager findet vom 08.-15. Juli 2023 in Herisau statt.

Daher bereits jetzt: Agenda zücken und Datum reservieren!

In diesem Sinne: Habe fertig, ade merci und see you next year!

IMPRESSIONEN