Sportlager 2020

Tagesberichte des 35. Sportlagers 2020 in Herisau

Tagesbericht vom Samstag, 4.7.2020: «Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist sie zu erschaffen.»

Zegilager 2020. Die bereits 35. Ausgabe dieser wunderbaren Lagerwoche. Wir freuen uns alle sehr, nach intensiver Vorbereitung unter bekanntlich etwas ungewöhnlichen Umständen mit der gesamten Lagermeute in der Chälblihalle in Herisau froh und munter eingetroffen zu sein. Es braucht hier immer zuerst eine Minute, um sich einzugewöhnen, «oda». Denn in Herisau wird die Hausabnahme bereits zum Ereignis, wenn dir das Putzkonzept in Frontal-Appenzöllerisch direkt zwischen die Ohrmuscheln gepfeffert wird: «Oda da Ganze, wenn ia bide toaletta mit de butzlümpä vertikaal drüüberwedled  (nicht falsch verstehen, die Grundsympathie für unsere Ostschweizer Zeitgenossinnen und Weggefährten ist sehr gross), aber eben halt – man muss wieder reinkommen. Falls diese Passage keinen Eindruck geschindet haben sollte, empfehlen wir das Telefonbuch bei den 9000 PLZ aufzuschlagen und mutig einen Appenzöller Telefonjoker anzurufen. Bereits das «spinneds en aardt am halbi zenni azlüüte» wird euch in unsere dialektische Stimmungslage versetzen.

Werte Zeilenfresser, Turnerfreunde, daheim gebliebene Eltern und Zegilager-Interessierte! Bereits zum 35. Male führt der STV Willisau das sommerliche Jugilager durch. Sind wir froh, dass dieses tolle Lagerhappening getreu dem Zitat von Peter Drucker «Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist sie zu erschaffen» ins Leben gerufen wurde und bis heute weitergezogen wurde. Wer hätte vor 35 Jahren im Lager zu Engelberg unter der Leitung von Sepp Müse Müller und der damals bereits sicher top motivierten Lagerschaar gedacht, dass in einem Zegilager eines Tages einmal Regeln für die 30-minütige Handynutzung festgelegt werden müssten? Und mit dem Begriff Instagram hätte man damals wohl einen Metzgereibesuch assoziiert, bei welchem die «274 Gramm, insta ok oder sölli do nochli abschniide?» So wandelt sich die Zeit.

Für die literarischen und impressionalen Lapidarschäden der 2020er Zegilager Edition hat sich das Redaktionsteam Christian Cenci Linsendompteur Lampart und Raphael 10-Fingerknatterer Bättig verantwortlich aufgrund von anstehenden Pensionen mit zwei obertalentierten Tastendompteuren und Linsentarzanen (Ramon Marti und Nora Meyer) verstärkt. Im Lagerleiterteam freut es uns zudem einerseits, dass sich die Kids von Jahr zu Jahr näher an die 1.20m Euro-Mir Grenze heranwachsen. Andererseits wächst bei gewissen Leiterfiguren aber auch der Respekt vor der anstehenden Leitermatchprüfung…

Nun aber zu den Lagerfakten für alle Statistikfreunde. Wir hätten diese gerne als Kuchendiagramm dargestellt. Da die leckeren Dessertkuchen jedoch durch die Kids in Mähdrescher-Manier vernichtet wurden – hier nun die nackten Zahlen:

    87 Lagerkids: 56 Mädels, 31 Jungs sind mit von der Partie
    16 Mädels im Geräteturnen
    16 Mädels in der Gymnastik
    27 Kids im Handball; 8 Mädels und 13 Jungs
    Leichte Athletik: 2 Mädels
    Nationalturnen: 3 Jungs
    Polysport: 14 Mädels und 9 Jungs

Nachdem alle erfolgreich in ihre Luxusappartment-Schläge eingecheckt haben und in gewohnter Gault-Millau-Manier zu ihrem Spaghetti-Plausch gekommen sind, ging es auf einen kurzen Herisau-Schnupperspaziergang. So wie wir die (natürlich zu sehen auf dem STV Willisau Instagram) noch etwas aufgedrehten Kids wahrgenommen haben, könnte die erste Nacht wie gewohnt nicht ganz die einfachste werden. Naja, sind wir mal gespannt, wie wir Morgen in die verschiedenen Sportarten starten… hasta luego und a domani.

IMPRESSIONEN

 

Tagesbericht vom Sonntag, 5. Juli 2020 – Englische Glacenbestellung

Herisau, ach bist du schön. Vielleicht sind wir aktuell noch etwas geblendet von dem schon fast kitschigen Badinachmittag bei Bilderbuch-Rosamunde-Pilchner Wetter. Es sind zwar nicht gerade die Herisauer Buffalo Dancers (http://www.buffalo-dancers.ch/) aufgetreten als wir zu unseren ersten Sportaktivitäten ansetzten. Und auch die hiesige Herisauer Bazagruppe hat vor der Chälblihalle kein Raritäten-Happening bei Caranfahrt aufgezogen. Der Empfang war aber einmal mehr herzlich und weltoffen. Klar wird es rein objektiv betrachtet schweizweit keine talentierteren und empathischeren Kinder als die STV Willisau Kids geben, doch bei diesem Sahnedialekt schmilzt einem halt schon jedes Mal das Linguistikherz den Herisauer Glatt Bach runter.

Als die Sonne noch etwas verschlafen um 05.34 über den Waldföhrenwipfel am Friedhofhügel von Herisau hervorgügselte, schlief die Lagerschar nach einer für die Kids zum Teil noch etwas nervösen Premierennacht noch tief und fest. Erfreulicherweise für alle tauchten dann auch viele Nachwuchssporttalente dann auch noch etwas verschlafen beim Frühstück auf. Im Gegensatz zu manchen Kids brachten die STVW Kühlraumregisseure und Schwingbesengrazien die PS von Beginn weg wieder auf die Strasse und die Frühstücksmilch direkt ab Kuh via Detailhandel auf die Chälblihallenesstische.

Nach der Stärkung ging es dann in der Appenzeller Ausserhoden Gemeinde mit dem in der ganzen Mammalia-Fangemeinde berüchtigen Herisauer Bärenweg - Ja, Herisau hat weit mehr als nur Kälber zu bieten – ging es nach der Frühstücksstärkung sportlich an die Säcke.  

Starten tun wir gleich mit den 16 Geräteturnladies, welche auch dieses Jahr für hervorglänzende Trainingsbedingungen wieder den rund 15m langen Airtrack mitgebracht hatten. Das unausgerollt wie eine riesige blaue Sushirolle aussehende Plastikkonstrukt ermöglicht den Kids ohne Hartlandefolge fleissig beim Aufwärmen an ihren Skills zu feilen. Selbstverständlich wurde es auch nicht unterlassen, die ersten Lagerversuche an den Ringen und dem Trampolin in die top ausgestattete Herisauer Sporthalle zu zaubern.

Direkt in der Nebenhalle machten sich die zukünftigen 21 STVW Handballteamstützen ans Werk. Für das fachlich hoch kompetente Leiterteam um den beim NLA Liga-Bald-Krösus HSC Suhr Aarau auflaufenden und mit einer selten gesehenen Gewinnertypmentalität ausgestatteten Jan Peter stand der Fokus auf die Mentale Kraft im modernen Handball im Mittelpunkt. Bei verschiedenen Schussübungen mit Rückzugsverhalten wurden mentale Patzer zwar mit kollektiven Kraftstrafen belegt, das Engagement war aber überaus bemerkenswert. Hoffen wir das diese harte Arbeit der Handballriege auf kurzer und langer Frist zu Gute kommt. Den laut Jan Peter ist die mentale Komponente bereits bei 24% des Erfolgsrezepts anzusiedeln. Könnte gut sein, dass sich dieses Verhältnis novh auf 29% zu 92% erhöhen wird.

Statt Handbälle werfen die krassen Nationalturn-Jungs währenddessen auf der Aussen-Ebnet-Sportanlage bei strahlendem Sonnenschein und gesperrtem Rasen mit 4-Kilo-Steinen halbe Erdlöcher in den Weitsprung-Sandkasten. Um am Ende gezieltere und effizientere Erfolgsfortschritte bei den «Schwarzeneggers von morgen» verzeichnen zu können, beschränkte das berüchtigte Trainerduo Oli Heller/Philipp Marti die elitäre Truppe auf drei Nasen. Noch erfolgsorientierter wollen heuer die Nagelschuh-Hengste davonspurten, sodass mit drei langjährig etablierten Profitrainern und zwei weiblichen Jungstuten sogar über eine 1:1-Betreuung hinausgeschlagen werden kann.

Poly heisst ja bekanntlich viel. Wer da auf die Idee kommt die Polysportkids würden sich mit einem simplen Einlaufen und einer einzigen Völkivariante zufrieden geben, hat natürlich falsch gedacht. Eines der vielen Highlights war klar das Scherre Stein Papier Völki in Grossformat. Wer sich mehr für die Herkunft dieses Spiels interessiert kann sich gerne bei unseren japanischen Redaktionskollegen schlau machen: https://www.youtube.com/watch?v=Ps-dUyIKxHA

Nach diesem abwechslungsreichen Sportmorgen ging es dem Wetter geschuldet natürlich in die wunderschöne Badi zu Herisau. Als Highlight kann man selbstverständlich das Badi-Cue mit besten Grilladen und leckeren Salaten bezeichnen, welches von unserer Michelin-Sternen Küchencrew wieder einmal in perfekter Manier gezaubert wurde. Als Abschluss noch ein Schmunzler des Tages: Beim Anstehen zum Glacenkauf fragte ein sehr direktes STV Lagerkind, ob sie denn ihre ersehnte Glace auf Englisch bestellen solle, denn sie habe keine Chance den Dialekt der Kioskmitarbeiterin zu verstehen… Was soll man dazu noch sagen?

IMPRESSIONEN

 

Montag, 5. Juli: Carneval di Herisau

Am zweiten Sporttag, an welchem die Lagerkids sich in ihren Wahldisziplinen austoben konnten, legten sich wieder alle mächtig ins Zeug. Egal ob beim dynamischen Gymnastikunterricht, dem Airtrack, Tramp oder Ringturnen in der Geräteriege, dem spiel- und wurfintensiven Handballtraining, den abwechslungsreichen Polysportspielen oder den Nationalturn-Steinstoss- respektive den Hochsprunglektionen in der Leichtathletik. Bei der letzten Disziplin wollen wir gleich kurz etwas tiefer eintauchen. In der Liechti bietet sich dieses Jahr die aussergewöhnliche Situation, dass sich die zwei schnuppernden Lagerkids mit Celine Schwarzentruber (wenn auch von der Konsonantenanzahl ähnlich, bitte nicht verwechseln mit Petra Sturzenegger, welche die Kids ständig durch die Chälblihallehallen hallen lassen, dass sich etliche Leiter für kommende Woche schon beim HNO-Spezialisten einen Termin reserviert haben), Roman Häfliger (der nicht mehr fliegende da wieder ansässige Holländer) und Jonas Barmi always on Barmettler gleich drei absoluten Leichtathletik-Ikonen betreut nennen dürfen. Da die zwei Kids sich quasi im Schnuppertraining (im Frühling übrigens eher Pollen-Bewegungsblöcke genannt) befinden, konnten die drei Leiter-Tartanprofis perfekt auf das Leistungsniveau eingehen. Da sie vorher noch nie eine Hochsprunganlage betreten hatten, wurde dann auch die erste Sprunghöhe auf 5cm unter der Mattenhöhe angesetzt. Wir können aber beruhigen; beide Neulinge waren schon nach kurzer Zeit in der Lage, die geforderte Mindesthöhe für eine geschmeidige Landung auf der weichen Matte zu übertreffen.

Nicht Tartan, sondern Tartarsauce hiess es dann beim Mittagessen-Spektakel. Begleitet wurde das Tartar von einer Ladung mit Liebe eingemantelten Fischknusperli. Rach der Restauranttester fuhr per Zufall am Lagerhaus vorbei, streckte seine Gewundernase in unseren Esssaal und wollte aus reiner Chnusperligier eine *Gratisverkostung* des Gewässerbewohnergedichts anordnen. Wir durchschauten natürlich diese hinterlistige Masche und verwiesen ihn in einen ortsansässigen Cordonbleu-Tempel. Wir anerkennen neidlos, dass wir dieses Jahr wieder die Beste Küchenmannschaft organisieren konnten, um uns kulinarisch auf Gault-Millau Niveau abzuspeisen.

Nach der köstlichen Rachenbelustigung sollten dann schon früh die STV Willisau Kids auf das knallharte, kompromisslose, komplett kostspielige spätere Leben in dieser immer noch kompletteren kostspieligeren werdenden Welt kompetent und krass-kreativ vorbereitet werden. Da die diesjährige Lagerwoche ganz unter dem Motto «Das Lager der Zahlen» steht, rannten die 88x2 Beine wortwörtlich den Zahlen hinterher – wie gesagt, das «Chöhle mache» will gelernt sein. Ein Chrüsimüsi-Postenlauf verteilt auf zwei Sporthallen sorgte bei allen Teilnehmern für eine angeheizte Wettkampfstimmung, um sich für das abendliche Folgeprogramm eine bestmögliche Punkteausgangslage zu schaffen.

«O sapateiro fica com a duração, mas você não procura um presente para dançar no e-mail.» So wurde uns ein bekanntes brasilianisches Sprichwort zugetragen, welches zum heutigen Abendprogramm nicht passender hätte sein können. Ins Deutsche übersetzt heisst es folglich: «Schuster, bleib bei deinen Leisten, aber einem geschenkten tanzenden Gaul schaut man nicht ins E-Mail.» Viele Kids machten zu Beginn der Lagerwoche noch einen eher scheuen Eindruck, ohne sich schon zu gross ins Rampenlicht hiefen zu wollen. Beim abendlichen Contest unter den verschiedenen Gruppen waren dann aber entertainerische Fähigkeiten gefragt, um die Jury zu überzeugen. Die Kids erhielten zuerst 20 Minuten, um sich mit Hilfe ihrer Gspändli möglichst schlechtaussehend zu verkleiden und dann unter tosendem Applaus der Meute zu präsentieren. Dabei kamen zum Teil derart schrille Verkleidungskonstellationen zu Stande, dass man sich direkt an den Carneval von Rio versetzt sah. Zurück zum genannten Sprichwort: Bei dieser Gelegenheit kam der einte oder andere Lagerteilnehmer angespornt durch die anderen Kids aus der Komfortzone und kostete anschliessend den verdienten Applaus so richtig aus. Als Abschluss der Abend-Challenge wurden dann noch alle Sinne der Kids gefordert, da sie verschiedene Essenszutaten kosten, Drinks erkennen, Kräuterlinge erschnüffeln und Musikstücke erraten mussten. Als verdiente Sieger gingen die Teammitglieder rund um Erfolgstrainer Oli (ist) Heller in die Chäblihallenanalen ein.

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Dienstag, 7. Juli 2020: Laslo Irmes und das Burgerspektakel

Da Kinder natürlich morgens unglaublich gerne Vollmilch verzehren, sind unsere Kühlschränke natürlich voll Milch. Immer wieder erstaunlich, welche Hektoliter des weissen Goldes da die kleinen Kehlen runterdonnern. Die ausgewogene Ernährung ist aber natürlich essentiell, wenn wir wieder einen scharfen Blick in das breit abgestützte Sportprogramm des heutigen Tages werfen. Da kann der SRF Sportflash betreffend Breite wahrlich einpacken.

Starten wir mit einer der wohl gelungensten Erfindungen des internationalen Völkisports: dem Burgenvölki. Spass macht diese Abhandlung ja eigentlich immer, schliesslich kann man dabei einen vollgepackten Geräteraum rigoros chaotisch ausräumen und in bester Tetris-Manier wild zu einem wahrlichen Schloss zusammenzimmern. Wenn man aber bedenkt, dass die Rosenburg zu Herisau sogar vom 1998 zum Ehrenpräsidenten des Schweizerischen Burgenvereins ernannten Werner Meyer in seinem jedem Kind bekannten Strassenfegerliteraturwerk «Laslo Irmes: Burgen der Schweiz – Band 6» eine Schlüsselposition einnahm, erhält der Völkiburgenbau auf solch historischen Boden natürlich nochmal eine ganz andere Dimension. So waren die Polysportkids beim Bau natürlich mit Elan und Andacht am Werk und gaben sich auch beim gegenseitigen Abschiessen absolut keine Blösse.

Neben den bereits in den Vortagen aktiven Handballern, Geräteturnerinnen und Leichtathletinnen griffen heute auch die Schwinger ein erstes Mal zusammen. Für dieses Sagmehlschach auf mindestens nationalem Niveau wurde natürlich auch der einzig wirklich passende Sportmoderator Beni (National)thurnheer aufgeboten, um die Nationalturner beim Aufeinandertreffen zu kommentieren. Leider hatte Beni sich für die Fahrt nach Herisau in seinem Navi den lokal Kantonsdialekt als Standard hinterlegt, weshalb ihn die charmante Appenzeller Stimme mit diversen Missverständnissen direkt an die Costa Brava zitierte. Somit fand der Hosenlupf ohne Beni (National)thurnheer, aber dafür mit doppelt so hohem Einsatz seitens der Natifugerkids statt.

Nach einer weiteren Älplermagronen-Glanzleistung des Küchenteams stand am Nachmittag ein würziges Spielturnier bestehend aus Basketball und verschiedenen Spielen des Leuenspektakels auf dem Programm. Das Jugilager des STVW ist ja bekanntlich populär für seinen weltweiten Ikonenplatz in Sachen Völkivarianten. Auch im heutigen Nachmittagsprogramm wurde weiter an dieser Führungsstatistik gefeilt, indem beim Hindernis-Völki der berüchtigte Pieps-Buzzer mit Extra-Elektrifizierbarkeits-Effekt zum Einsatz kam. Gemessen an den elektrifizierten Mädchenfrisuren, dank denen selbst die kleinsten Kids die 1,50-Meter-Grenze knackten, funktionierte der Buzzer einwandfrei. Selbstredend standen zur Anti-Elektrifizierbarkeits-Behandlung die Holzkämme, die Kosmetiktücher und «ein bisserl Creme» bereit – ganz wie es im E-Frauen-Lehrbuch steht: https://www.woman.at/a/tipps-haare-elektrisch.

Dass diese Spielvarianten nicht nur für STV Willisauler fesselnd waren, zeigte sich im Fakt, dass unser Eishockeyinternationale Timo Meier (ob verwandt mit dem schon erwähnten Werner «Burgenikone» Meyer ist uns nicht bekannt) von seinem in der gleichen Anlage stattfindenden Hockeycamp immer wieder gedankenversunken und «Petra Sturzenegger» säuselnd hinter einer Tribünenecke hervorblinzelte und sich wünschte, dass Eishockey ebenfalls eine STVW-Riege wäre.

Dass das Jugilager nichts dem Zufall überlassen wird, zeigt sich daran, dass sich das Burgenthema auch bis ins Nachtessen hineinzog. Da gab es die Mehrzahl einer Burg: nämlich Burger. Dass die Fassstrasse der Leckerei kurzfristig in eine kleine Perkussionseinlage umfunktioniert wurde, gefiel wohl am meisten den Trommlern selber. Vor dem Abendprogramm konnten sich die Kids am hauseigenen Kiosk noch kräftig mit auserwählten Leckereien eindecken. Aufgrund des vollgepackten Tagesprogramms ist aber eher damit zu rechnen, dass den Lagerteilnehmern aller Stufen vor der Degustation die Augen zufallen werden.
    
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Mittwoch, 08.07.2020 – Schritt für Schritt

Der Mitte-Woche-Tag ist im Jugilager traditionsgemäss gleichbedeutend mit dem Tagesausmarsch. So marschierten die Kids mit gefülltem Cerealien- und Ovopulver-auf-Brot-Magen und berucksackt mit einem Supreme-Frässpäckli à Discretion voller Lauf-Lust los. Ganz nach den Appenzeller Mottos „übo Stock und Stein“ und „Schritt füo Schritt de Beag düüruf“ ging es in die legendäre Wissenbachschlucht à la Stil de Röstigraben etwas abseits von Herisau City.

Nach einer grob gerundeten Wanderungszeit von 5463,5 Sekunden über Wiesenlandschaften mit Rosamunde-Pilcher-Panoramaausblick und Holzzäunen, die ihren Zweck des Im-Weg-Stehens wie immer makellos erfüllten, stand die Mittagspause am idyllischen, am Wissenbach gelegenen Brötliplatz an. Grill-Ueli hatte natürlich schon alles vorbereitet, damit die Kids nach der anstrengenden Kraxlerei wieder cervelatisiert, ge-sandwicht und be-senf-tigt werden konnten. Wir haben in dem Zusammenhang noch eine wichtige Frage aufzuwerfen, die uns gerne per Brieftaube beantwortet werden kann: Wie in aller Welt grilliert man glutenfreie Gerichte auf einem glutenfreien Feuer? Wird ja gar nicht warm...

Nach einem kurzen Rossschnecken-Intermezzo – übrigens mit einem sehr eindrücklichen Punkte-Muster auf dem schleimigen Rücken eintätowiert – gaben die Kids ihre Schauspielkünste in eigens erfunden Sketches (nicht die Kinderschuhmarke, sondern diese Art von Kurzproduktionen, wie sie Erich Vock im einstigen Benissimo immer vortrug) zum Besten. Der legendäre Apfelschuss des Wilhelm Tell fehlte darin genauso wenig wie die kitschige Oberschallwellen-Stimme von Appenzellers Next Topmodel-Moderatorin Heidi Klum. Als Ehrenzuschauer im VIP-Zelt durften wir heute sogar noch Aldo und Perrine mitsamt Nachwuchs begrüssen. Als absolutes Hochlicht – im internationalen Dialekt auch Highlight genannt – wurden an der legendenumwobenen Dreiliederdisco (für die, die dies nicht kennen: Das ist eine Disco mit drei Liedern) noch die Hüften geschwenkt, ehe wir uns an den Rückmarsch durchs Vieh-Territorium machten – einige muhende Muhmuhs auf dem Weg wollten wir dabei gleich zur Chälblihalle verfrachten.

Passend zum Besuch des Röstigrabens 2.0 zauberten unsere geniösen Küchenmagistraten zum Abendmahl eine perfekt goldbraun gebackene Schweizer Rösti auf den Teller, ganz wie es im Koch-Lehrbuch steht. Nachdem die hungrigen Mäuler wieder gestopft werden konnten, ging es für die einen per FCL-Livestream an die mentale Vorbereitung für den morgigen Premier League Leitermatch. Für diejenigen Kids, die morgen den verdienten Sieg der Leiter vom Spielfeldrand aus mitverfolgen werden, gab es passend zum „Lager der Zahlen“-Motto ein Zahlen-Lotto (wow, das reimt sich sogar).

Morgen gibt’s mehr, natürlich mit dem Leitermatch Schwerpunkt. Harren wir der Dinge die da kommen…

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Donnerstag, 09.07.20 – das Donnern vor dem Sturm


Der grosse Tag – er ist gekommen. Wieder einmal steht am heutigen Abend der Lager-Hauptattraktion im Programmheft – und damit auch die Ikonen des internationalen Elite-Fussballsports auf dem satten Ebnet-Grün. Der Klassiker schlechthin steht an. Doch eine detailliertere Berichterstattung rund um das Legendenspiel gibt’s in einem separaten Bericht!

Beginnen wir den Tag, wie wir ihn immer beginnen: von vorne. Am Morgen standen nach eintägiger Pause wieder die Sportfächer an. Zum ersten Mal gab es für die teilweise langsam leicht erschöpft wirkenden – wenn auch nicht am abendlichen Lautstärkepegel nach Beginn der Nachtruhe merkbar – Jungspunde einen Sportart-Turnus. Gut möglich, dass die „Anderthalber“ auch den Energiesparmodus eingeschaltet haben, um am abendlichen FVT-Fussball-Leitermatch noch in die höheren Gänge schalten zu können.

Nach dem Mittagsschmaus begaben sich die Kids bei sonnigstem „Herisauo Sonnenwetto“ auf Erkundungstour in Herisau City mittels Foto-OL(-ympiade). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die zahlreichen Galileos und Magellans relativ gut geschlagen haben (nicht wortwörtlich gemeint). Die härzige von einigen noch härzigererereren Mädchen organisierte Abschiedszeremonie in honore des Chef de la Cuisine, Josef Jans, besser bekannt als «Tschey Tschey», rührte ihn beinahe zum Tränenwasserfall. An dieser Stelle eine Ode an seine Kochkünste, die er in den letzten 6 Jahren im Jugilager stets mit Bravour unter Beweis gestellt hat und daher seine Michelin-Sterne und Gault- Millau-Punkte mehr als verdient hat. In seinem letzten Lager verlässt er uns heute vorzeitig wegen seinem nigelnagelneuen Büsi (… asooo….. ein vierbeiniges…). Als Kompensation unterstützt und verstärkt die Chuchi-Crew ab heute Signor Herr Lukas The Boss-ert! Natürlich wurde er nicht zuletzt aufgrund seinen jahrelangen Fussballerfahrungen bei Fenerbahçe Hinterland ins Lagercamp eingeflogen.

So, und hiermit sind wir wieder beim Thema aller Themen angelangt. Nochmals der Verweis auf die Extra-Berichterstattung im morgigen Artikel mit sämtlichen Spieldetails und Interviewaussagen! A propos Verweis: Sollten sich die Pfüderis gegen die etablierte FVT-Leiter-Leadermannschaft tatsächlich wider aller Erwartungen relativ gut schlagen (auch hier nicht wörtlich gemeint), könnte es durchaus zur einen oder anderen Disqualifikation im Team der Jünglinge kommen…

Und nun, meine verehrten Damen und Herren, Brüder und Brüderinnen, ist hier Schluss, denn wir begeben uns nun in die Herisauer Ebnet-Katakomben und bereiten uns für die David-gegen-Goliath- Gladiotorenschlacht vor. Die Sonnenbrille aufsetzen, um den Tunnelblick zu verschärfen, und dann kanns losgrätschen!

Drei Stunden später. 10:2- Sieg für das FVT-Leiterteam. Die vernichtende Matchanalyse folgt Morgen…

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Die Machtdemonstation von Herisau

Nach der 10:2 Ohrfeige waren die Gesichtsausdrücke so blass wie ein 1960 noch moderner übergrosser grauer Sakko. Niedergeschmettert wie ein Bräutigam, den die Braut an seinem angeblich schönsten Tag seines Lebens vor dem Altar hat stehen lassen. Derart niedergeschlagen schlichen die Lagerkids nach dem Abpfiff des stets souveränen Schiedsrichter Rogger vom Feld Richtung Duschbrausen. Denn ihre Hochzeit hatten andere gefeiert: Das FVT Leiterteam.

Die Recherche für die Einordnung der Dominanz des FVT Leiterteams, welche bereits knapp 2 Dekaden seit 2004 anhält, führt uns bis in die Republik Vanuatu zum Tafea F.C. Mit 15 Meisterschaften der vanuatuischen Port Vila Football League in Folge halten sie den aktuellen Serien-Meisterschaftsrekord. Wäre der Leitermatch eine offiziell anerkannte Saison, müsste auch der Tafea-Trainerstaff rund um Erfolgstrainer Moise Poida neidlos die Serienanerkennung ins Luzerner Hinterland verschiffen.  Wer mehr über diesen finanziell nicht immer über alle Zweifel erhabenen Club erfahren will, sollte sich unbedingt das folgende Gebastelvideo anschauen – fasziniert und verstört zu gleichen Teilen: https://www.youtube.com/watch?v=E7zbRVc4y9I
 
Die wir ja aber kein historisches Sportarchiv, sondern eine pulsierende Berichterstattungsinstitution sind, leiten wir gerne über in die direkte Spielvorbereitung. Nach der emotionalen und durch eine tolle Kids-Nummer geprägte Verabschiedung vom langjährigen Salz und Pfeffer Dompteur Josef JJ Jans erreichten uns wie alle Jahre die messerscharfen Botschaften aus der Heimat. Das Medium für die Motivationszeilen waren diesmal nicht Briefeule oder Flaschenpost, sondern ein würziges WhatsApp, welche sich sehr gut mit folgendem Texthappen beschreiben lassen: «Es ist wieder Donnerstagabend und Leitermatch, das Spiel der Spiele, wo es nicht um Punkte, sondern um Ehre für das restliche Leben geht.»

Im Kader der Lagerkids wurden die Hoffnungen ganz klar in die Füsse von Mark Büchli. Ein seit Jahren als zuvorkommender und als grosses Beweglichkeitstalent bekannter Junge, welche dank seiner Begabungen auch einen FCL-Weg hätte einschlagen können. Schlussendlich fiel der Entscheid aber zu Gunsten der STV Handballriege, was seinem Fussballtalent aber keineswegs negativ zu Gesicht steht. Alle waren gespannt, inwiefern er dem Spiel der Spiele seine Mark(ierung) aufdrücken würde.

Pünktlich um 20.00 fanden sich die Gladiatoren auf der Ebnet Fussballanlage ein. Sie ist architektonisch sehr gut mit der Münchner Allianz Arena vergleichbar, nur dass sie schön ist und nicht wie ein zerplatzter Kaugummiautomat aussieht.

Man nannte sie Lücke

Nach dem fundierten Einlaufsprozedere, welches vom Anstrengungsslevel für einige Leiter noch nicht ganz auf Schwimmbad-Blackout-Stufe streng war, aber doch für ein kleines Mötzlen sorgte, startete der FVT Match 2020. Das Leiterteam entschied sich für die taktische Ausrichtung des gesprinkelten Tannebaums. Dieser zeichnet sich durch eine kompakte Tannenbaumraute aus, um die Stabilität im Spielaufbau und der weiterfolgenden Angriffsauslösung zu gewährleisten. Der Sprinkleraspekt trägt der Umstand Rechnung, dass Leiterkolleginnen und -kollegen zwar sehr sympathisch und top-sportlich sind, aber taktisch eher nach dem «uh der ball, greng abe u seckle, fuess ineha, ou ech mage nöm zrogg seckle» Fahrplan unterwegs sind. Trapatoni würde eine Flaschenfloskel rausnehmen, so schlimm wollen wir es aber natürlich machen. Denn die Leitertaktik führte zum Erfolg. Und zwar zum gnadenlosen, diskussionslosen 10:2.

Die Taktik der Lagerkids kann ohne wenn und aber als einziges Lückenkonstrukt betitelt werden. Mark Büchli machte seine Sache grundsätzlich nicht schlecht, fühlte sich aber wahrscheinlich wie in einer Jassrunde, bei welcher der Partner nach 3.5 Stunden den Unterschied zwischen Anziehen und Verwerfen zwar vorgibt zu kennen, in der Jassrealität jedoch 500 Mal die gleichen Böcke passieren. Alle meinen es zwar gut, aber es klappt hinten und vorne nicht. Wären da nicht die beiden Sekundenschläfe von Chregi Chranz und Weltmeister Lars Limacher (mit vorangegangenem Törli…) gewesen, wäre es nicht zu den 2 Büchli-Toren und dann sicher auch zu keinem einzigen Torschuss gekommen. So wurden die 2x25 Minuten für die jeweils 8 Feldspieler zu einer Machtdemonstration sondergleichen.

Dem FVT Team kam es sicher zu Gute, dass bereits nach 12 Sekunden der an diesem Traumabend glänzend aufgelegte Luca Peter den ersten der insgesamt 1231 Fehler der Lagerkids beim ersten Torschuss gleich in die Maschen zimmerte. War sicher für die Fans der Lagerkids und das Team selber ein gänzlich schlechter Start. Gefolgt von einem lupenreinen Kegelbahnjubel. Wenige Minuten später testete Phippu Marti bei seinem 102 km/h 2:0 die Rissfestigkeit des Netzes am Torgestänge. Vorausgegangen war wieder der Umstand, dass die Lagerkids etwas mehr Zeit in die eine taktische Grundordnung hätten investieren sollen. Denn ihr Raumverständnis war leider wirklich so unkompakt wie die Ortsraumplanung des Nevada Kleinstadt Jigg. Zum dritten Streich setzte dann Lagerneuling Petra Bieri an, indem sie die Verwirrung der Kids wie beim Sichten eines Eisbärs am Strand von Sansibader gnadenlos ausnützte und das 3:0 markierte. Das 4:0 des auf und neben dem Platz immer polyvalent einsetzbaren Luca Tolusso stellte dann den einer der deutlichsten Wasserstandsmeldungen der letzten Leitermatchjahre dar. Da man beim Leitermatch nicht wirklich von Spiel zu Spiel denken kann, sondern perfekt auf den Punkt abliefern muss, war die Luft bei den Kids in der Halbzeit schon so draussen wie bei einer Hüpfburg, die an einem Sportfest von einer Horde hüpfendender nagelschuhtragenden 800-Meter Läuferinnen besprungen wird.

Und es ging direkt im gleichen Stil weiter, wie auch die erste Hälfte angefangen hatte. Luca Peter setzte sich mit seiner geschätzten Schneepflugtaktik (also nicht wirklich Technik, aber stets sehr erfolgreich. So in etwa wie Zeitgenosse Thomas Müller aus dem zerplatzten Kaugummiautomat zu München). Für den sechsten Streich setzte dann das neue Redaktionsjuwel Ramon Marti an. Er dribbelte sich durch zahlreiche Kinderbeine, Robbenmässig in die Mitte und dann trocken wie Sagmehl ins untere Eck verwandelt. Und dann kam das für alle erlösende Nicht-Anschluss-aber-Ehrentor durch den weiterhin tapfer kämpfenden Mark Büchli. Er liess seine Klasse auch in sehenswerten Kombinationen mit Leon Schacher aufblitzen. Und konnte dann von einem, ja – wie soll man dem politisch korrekt sagen – «Verstolperer aufgrund rapid ändernden Windverhältnissen» von Chregi Cranz profitieren und souverän zum 1:6 einschieben. Vorweggenommen war dann auch sein zweiter Mark(ierter) Treffer an diesem Abend FVT-Fehler-basiert und einem noch nie gesehenen Verdrippler vom sonst zu 120% graziell und souveränen Lars Limi Limacher geschuldet. Wer nach dem 1:6 jedoch nur kurz von einem kleinen Hoffnungsschimmer gezehrt hatte, wurde wieder von Phippu Marti trockeneistrocken mit dem 7:1 auf dem Boden der Realität zurückgeholt. Das 8. Tor war dann dem zukünftigen Hauptleiter Jan Peter vorbehalten, welcher getrieben durch den unbändigen Torwillen durchmarschierte und gekonnt flach am Kids Torhüter Nils Amrein einschieben konnte. Nils Pfusi Amrein Junior fungierte neben 2,3 wirklich sensationellen Paraden oft von seiner Hintermannschaft komplett im Stich gelassen wie ein Kaffeeerntemitarbeiter in der guatemaltekischen Hochebene, welcher sich alle 2 Meter wieder bücken muss. Dieser bekommt am Ende mit der leckeren Kaffeebohne wenigstens ein tolles Endresultat, was man von den Lagerkids leider wirklich nicht behaupten kann. Entsprechend unzufrieden war er auch mit seinen Vorderleuten. Wenn Töte blicken könnten, hätten die Kids wahrscheinlich zu zweit fertiggespielt. Nach dem 9:2 und dritten Streich von Luca Peter folgte dann noch das Fussballschach-Highlight des Abends. Nach 5 Minuten ununterbrochenem Ballbesitz und einer traumhaften Angriffsauslösung via Diagonalball legte Sari Wiprächtiger gekonnt via Direktabnahme für Jasmin Bürli auf, welche traumhaft zum Endstand von 10:2 vollenden konnte

Für die FVT-Fangemeinde und den Mannschaftskader war das überdeutliche 10:2 eine grosse Bestätigung für die konstante Arbeit und zeigte klar auf, dass der Graben, der zwischen Kids und Leiter klafft, eher auf Grand Canyon- als auf Mühlibächli-Niveau ist. Und besonders für die abtretenden Leiter war dieser Erfolg ein wunderbarer FVT-Abschluss, den sie bestimmt mit einer flotten Fotogalerie in ihren Wohnzimmern verewigen werden.

Leiterteam - Lagerkids 10:2 (4:0) WM Stadion Ebnet. – BAG-konforme Zuschauer. – SR Rogger. –  Tore: 1:0 Luca Peter 2:0 Philipp Marti 3:0 Petra Bieri 4:0 Luca Tolusso 5:0 Luca Peter 6:0 Ramon Marti 6:1 Mark Büchli 7:1 Philipp Marti 8:1 Jan Peter 8:2 Mark Büchli 9:2 Luca Peter 10:2 Jasmin Bürli.

 

Freitag, 10.07.2020 – Dankeschön im Wandel der Zeit

Am Tag nach dem grossen Fussballklassiker – dem Debakel von Herisau – heisst es für die Kids zum letzten Mal: Ab in die Sportfächer! Am Beispiel Geräteturnen lässt sich gut aufzeigen, dass dabei der Spassfaktor klar im Vordergrund stand, um die riesen Ernüchterung des verlorenen Gladiatorenkampfes gestern Abend beim FVT-Leitersieg im traditionellen, prestigeträchtigen Leitermatch etwas zu verarbeiten. (Bäi se way: Gerne erwähnen wir hier nochmals das glasklare Endresultat (sogar glasklarer als nach einem Waschmaschinen-Spülgang mit einem Calgon-Vanish-Sun-Durgol-Cocktail) von 10:2 (ach, wie gut man dies doch auf der Zunge vergehen lassen kann… 10:2… das schreibt sich so ring…))! A propos Ring: zurück zum Geräteturnen. Wie gesagt, der Spassfaktor war priorisiert, sodass das Niveau einige Höhenmeter einbüsste im Vergleich mit dem Wochenstart. Dies erkennt man exemplarisch auch gut daran, dass der AirTrack mehr ein Steppen-Gelände für springende Kinder-Kängurus als irgendwas anderes war, das mit Geräteturnen zu tun hätte.

Nach einem zünftigen mexikanischen Mittagsmampf – auf dem Menüplan stand heute Fajitas à Discretion – ging es in die genauso so amü(h)sante wie kreativitätsfordernde Nachmittags-Tschällensch. Kaum auszudenken, wie vielfältig Stummtheaterprogramm sein kann, wenn man etwa Hubschrauberpiloten, Pelikane, Eskimos, TikTok-Stars oder – das Interessanteste von allen – Lagerpaare pantomimen soll. Eine weitere Her-cool-es-Aufgabe: Schokoküsse aufzuessen, ohne dabei die zarten Händchen zu benutzen. Schwierig, in humanen Worten zu beschreiben, wie die Endresultate ausgesehen haben. Jedenfalls könnte ein Nicht-Eingeweihter gut und gerne mal auf den glamourös-makaberen Gedanken kommen, dass die Kids einmal ein paar Nachhilfelektionen in Sachen Stuhlgangputz gebrauchen könnten……. ähm ja, Themawechsel.

Am Tag vor der Abreise liess sich auch der Hauswart, der Chef du Halle de Chälbli, nochmals einen kurzen Besuch nicht entgehen. Der Ostschweizer verband sein kurzes Wort zum Freitag über Hygiene und Ordnung mit lobenden ostschweizerischen Dialektsätzen: „D‘Grundhygiene isch z’A und O, da henda wüokli supo gmacht! Da chönnted nu vili en Schiebä abschniida, odo!“

Um auch beim Abschlussabendprogramm weiterhin mit vorbildhaftem Beispiel vorangegangen werden konnte, wurde beschlossen, den Kids während der Disco eine Maskenpflicht aufzusetzen. Es wurde noch darüber diskutiert, ob beim Lawinentanz bei den Lagerpäärli ein rundes Schmützeli-Loch in die Gesichtsmaske eingeschnitten werden soll. Da zudem leider die Discokugel nicht von alleine nach Herisau mitgerollt ist, musste auch hier improvisiert werden: Auf Anfrage schickte uns Sir Edison Glühbirnius höchst persönlich eine 20er-Packung blinkender LED-Stirnlampen, die nun einige glückliche Auserwählte auf dem Tanzparkett tragen durften, um den Effekt der Discokugel auf möglichst unaufwendige Art und Weise zu kompensieren. Ich weiss, schwer vorstellbar, wie ein menschgewordener Gartenzwerg mit Gesichtsmaske und Kopfleuchte aussehen muss. Wir müssen dann aber auch zugeben, dass sich das Leucht-Konstrukt zunehmend als lästig erwies, da beim Paartanz eher eine Schneeblende mitten im Hochsommer erzeugt wurde, als ein Partylaunemacher.

Auch wenn wir am Samstag noch von den Propper-Putzaktionen und der Heimfahrt berichten werden, ist nun ist der Zeitpunkt fürs Dankeschön gekommen. Zufälligerweise fallen genau in diesem Moment als diese Zeilen entstehen, die ersten wirklichen Regentropfen dieser Lagerwoche. Und während der heutigen Verabschiedungen war dann doch auch das eine oder andere Krokodiltränchen zu sehen. Denn in vielen Disziplinen sowie auch der Hauptleitung kommt es auf das nächste Lager zu Stabübergaben. 121 Lagerwochenerfahrung, davon 77 im Leiterteam und 44 als Teilnehmer hängen dieses Jahr die Planungspläne, Ringhandschuhe, Korbbälle, Kohlitöggeli, Schwingbesen, Harzbüchsen, Tastaturen und Nagelschuhe an den Nagel.

Caroline Hodel & Raphael Häfliger als abtretende Hauptleitung, Sara Wiprächtiger, Jacky Hodel, Lea Sägesser, Josef JJ Jans, Lars Limi Limacher, Joni Barmettler, Roman Häfliger, Cenci Lampart und Raphi Bättig danken allen, die in diesen 121 Lagerwochen für all die schönen Momente und unvergesslichen Erinnerungen gesorgt haben. Wir werden diese nie vergessen. Und werden dem Zegilager selbstverständlich verbunden bleiben. Ebenfalls freuen wir uns sehr, dass mit Jan Peter und Nadine Heller zwei topmotivierte bisherige Leiter die neue Hauptleitung bilden werden.

Cenci Lampart und Rafi Bättig danken schliesslich noch seitens Redaktion herzlich der Redaktion selber. Denn ohne sie hätten sie nichts zu tun gehabt. Uns hat ebenfalls die Erfindung der Laptops und der Systemkamera sehr in die Hände gespielt, denn mit Pergament und Atellierstaffelei hätten wir wahrscheinlich die Beherrschung verloren. Uns war es eine Freude, wie ein altes Ehepaar durch die verschiedenen Lagersportstätten zu hetzen und mit Bild und Textualien von unseren tollen Erfahrungen zu berichten. Uns freut es, dass wir bereits dieses Jahr die redaktionelle Nachfolgeplanung mit Nora Meyer und Ramon Marti erfolgreich abschliessen konnten. Wir können es kaum erwarten, in Zukunft über die tollen Zegilagerbilder und den ein oder anderen Schmunzelbericht auf dem Laufenden zu bleiben.

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Samstag, 11.07.2020 - Zagg, und schon wieder vorbei

Der Car-Convoi traf praktisch pünktlich vor den sehnsüchtigen Blicken der Eltern auf dem Willisauer Schlossfeld ein. Das Zegilager 2020 in Herisau ist damit Geschichte. Und es wurden wie jedes Jahr wieder prächtige Geschichten geschrieben. Wir blicken mit Freu(n)den zurück auf ein tolles Lager und sind dankbar, die Entscheidung für die Durchführung getroffen zu haben. Und das wir ein reibungsloses Lager durchführen konnten. An dieser Stelle gilt der Dank nochmals allen Lagerkids für das grossartige Mitziehen, den Leitern für den riesigen Einsatz und allen, die das Zegilager mit ihrer Unterstützung ermöglicht haben.

Dann bleibt nur noch eines zu erwähnen:

Das Zegilager 2021 findet vom 10. - 17. Juli in Herisau statt. Also gleich im Kalender eintragen.


Machts gut und bleibt gesund. Habe fertig, over and out...

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